Das Parforcejagdhorn entstand um 1700 in Frankreich als Horn, welches bei Reitjagden (Parforcejagden) über die Schulter gehängt mitgeführt werden konnte. Die Instrumente hatten eine Rohrlänge von ca. 4,5 Metern und lagen meist in der Stimmung D-Dur. Zunächst mit eineinhalb Windungen gebaut, setzte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts eine Bauweise mit zweieinhalb Windungen durch.  

Parforcejagd an der Dianaburg. Gemälde von 1768 von Georg Adam Eger
Parforcejagd an der Dianaburg. Gemälde von 1768 von Georg Adam Eger
Parforcejagdhörner des frühen 18. Jahrhunderts, unten mit eineinhalb oben mit zweieinhalb Windungen (Jagdschloss Kranichstein bei Darmstadt).
Parforcejagdhörner des frühen 18. Jahrhunderts, unten mit eineinhalb oben mit zweieinhalb Windungen (Jagdschloss Kranichstein bei Darmstadt).

 

Solche Hörner fanden auch in der Kurpfalz am Hof des Kurfürsten Carl-Theodor Verwendung. Für seine Parforcejagden lies er eigens den Karlstern im Käfertaler Wald anlegen und auch in Nähe des Schwetzinger Schlosses wurden solche Jagden abgehalten.

 

"Cor Dauphin": Französisches Parforcejagdhorn in D-Dur aus den 1790er Jahren mit zweieinhalb Windungen. Die Bauform ist hier bereits vollkommen. (Dauerausstellung Museum Kremsmünster, Oberösterreich).
"Cor Dauphin": Französisches Parforcejagdhorn in D-Dur aus den 1790er Jahren mit zweieinhalb Windungen. Die Bauform ist hier bereits vollkommen. (Dauerausstellung Museum Kremsmünster, Oberösterreich).

 

Im 19. Jahrhundert wurden dann auch Hörnern mit drei Windungen gebaut. In Frankreich finden heute fast ausschliesslich solche "Trompe de Chasse" genannten Hörner in der Tonart D-Dur Verwendung. In deutschsprachigen Raum, vor allem durch den kaiserlichen Hof in Wien beeinflusst, setzte sich die Tonart Es-Dur durch.  

 

Zwei Hörner aus Wiener Produktion, 2. Hälfte 19. Jh. Links ein Horn mit dreieinhalb Windungen, rechts ein Horn aus dem Besitz des berühmten Hornisten Josef Schantl mit zweieinhalb Windungen. Beide Hörner sind in der Tonart Es-Dur (Sammlung Pizka).
Zwei Hörner aus Wiener Produktion, 2. Hälfte 19. Jh. Links ein Horn mit dreieinhalb Windungen, rechts ein Horn aus dem Besitz des berühmten Hornisten Josef Schantl mit zweieinhalb Windungen. Beide Hörner sind in der Tonart Es-Dur (Sammlung Pizka).
Zwei Parforcejagdhörner in Es-Dur, hergestellt vom Musikhaus Beck in Dettingen an der Erms, 2010er Jahre. Unten ein Horn mit dreieinhalb Windungen, oben ein Horn mit zweieinhalb Windungen. Seit 2016 bläst die JBG Schriesheim auf Beck Parforcehörnern.
Zwei Parforcejagdhörner in Es-Dur, hergestellt vom Musikhaus Beck in Dettingen an der Erms, 2010er Jahre. Unten ein Horn mit dreieinhalb Windungen, oben ein Horn mit zweieinhalb Windungen. Seit 2016 bläst die JBG Schriesheim auf Beck Parforcehörnern.

 

Als das Parforcejagdhorn in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland seine Renaissance erlebte, entschied man sich für die Tonart Es-Dur. Das bedeutet, dass unsere Hörner eine Rohrlänge von 4,15 Metern haben. Der Grundton ist der Ton "Es", darauf baut die Naturtonreihe auf, die physikalisch festgelegt ist. Während im Bass nur wenige Töne spielbar sind, werden die Abstände zwischen den Naturtönen nach oben immer kleiner. Das bedeutet, dass sich Melodien nur in der oberen Tonlage blasen lassen. Dies setzt eine große bläserische Kondition voraus.

Der Abstand der Naturtöne zueinander ist bei allen Blechblasinstrumenten gleich. Der Grundton und die darauf aufbauende Naturtonreihe (also die roten Punkte in der Grafik oben) wird durch die Rohrlänge festgelegt. Blechblasinstrumente mit Ventilen, oder auch die Posaune, ändern beim musizieren ihre Rohrlänge, um so auch Töne außerhalb ihrer Naturtonreihe spielen zu können. Ventile wurden erst im Laufe des 19. Jahrhundert eingeführt. Daher haben Jagdhörner, aber beispielsweise auch Konzerthörner aus der Zeit Mozarts und Beethovens, keine Ventile.

 

Physikalisch ist die Naturtonreihe nach oben hin unbegrenzt, aber nur sehr geübte Bläser können Töne über dem 12. Naturton sicher anspielen. Das heißt das all unsere Musikstücke auf ca. 10 verschiedene Töne beschränkt sind. Bei den kleineren Fürst Pless-Hörner kann aufgrund der geringeren Länge (1,30m) nur der 2. bis 7. Naturton geblasen werden. Der 1. Naturton liegt eine Oktave tiefer als der oben notierte 2. Naturton und spielt musikalisch keine Rolle.

 

Notiert wird bei Naturtoninstrumenten immer in C-Dur. Es ist somit möglich Noten zu verwenden, die z.B. für Alphörner in F-Dur oder Trompe de Chasse in D-Dur gesetzt wurden.

Jagdhornbläsergruppe

Schriesheim e.V.

Sven-Markus Lörsch

Friedrichstr. 15
69198 Schriesheim